Liecht sii

Es isch Abig gsi und dunkel verusse. De Sandro isch i sim Bett gläge und s’Mami häd sich scho über ihn glähnt, zum ihm en Guet-Nacht-Kuss gä. „Mami, ich muess dich no öppis fröge, bevor du gasch.“ S’Mami häd g‘süfzget. Es isch en lange, aasträngende Tag gsi und si hetti jetzt gern Fürabig gmacht. „Was isch denn no? Durscht? Bisle? Nachtliechtli aastelle?“ häd si nachegfröget. „Liecht! Aso, ich meine «Liecht sii», wie gaht das gnau?“

S’Mami häd de Sandro nachdänklich aagluegt: „Was meinsch du denn mit «Liecht sii»?“ De Sandro isch im Bett wieder uufgsässe: „Hüt i de Schuel häd euisi Lehreri gseit, mir sölled Liechter sii, wo d’Wält heller mached. Und sit do überleg ich, wien ich das mache söll.“ S’Mami häd de Sandro aaglächlet und gseit: „Du bisch doch scho mis Liecht, sit du uf d’Wält cho bisch. Vom erste Momänt a häsch du mini Wält heller gmacht.“ Die Antwort hä em Sandro so aber nöd glanget: „Aber es git doch so vill meh Dunkel uf de Wält, als Liecht. Es git Chrieg und Chrankete. De Umwält gahts schlächt und vill Lüüt sind arm. Und weisch – wenn mir sölled Liecht sii und d’Wält heller mache, denn langets doch nöd, wenn mer am Morge hilft tische oder de Nachbere fründlich grüezi seit.“

Da häd s’Mami grad en Momänt lang nüt z’säge gwüsst. De Sandro häd ja so rächt gha. Es git so vill Dunkelheit und mängisch, da häd au sie de Iidruck, dass vill Sorge uf ihrne Schultere laschted.

„Ich chume grad wieder“, häd si gseit und isch churz us em Zimmer gange. Wo si wieder zrugg cho isch, häd si es Rechaud-Cherzli und es Zündholzschachteli debi gha. „Mach emal dis Nachtliechtli uus“, häd si gseit. De Sandro häd gfolget und jetzt isches im Zimmer stockdunkel gsi. „Mami, es isch so dunkel. Ich gsee nüt.“

S’Mami häd d’Cherze aazündt und si zwüsched sich und de Sandro gstellt. „Lueg emal: Das Liecht vo de Cherze isch winzig chli und d’Dunkelheit i dim Zimmer isch so gross. Und doch cha die ganzi grossi Dunkelheit nüt mache, gäg das munzig chliine Liecht. Sini fiini Flamme langet, zum d’Dunkelheit durdringe. Und so isches au, wenn ihr sölled Liechter sii. Ihr chönd di grossi Dunkelheit vo de Wält nöd elei uufhalte, aber ihr chönd überall det won ihr sind, chliini Liechter sii und mit chliine Tate defür sorge, dass d’Dunkelheit durbroche wird.“ Jetzt häds de Sandro verstande und häd gstrahlet: „Weisch du was, Mami? Morn nimm ich drü Cherze und verschänkes wiiter a Lüüt, wo echli Liecht i ihrem Läbe chönd bruche. Und ich verzell ihne vo dem chliine Liecht, wo d’Dunkelheit cha verdränge. Und… und vilicht git öpper vo dene sis Liecht denn au wiiter und de nächschti wieder…“ Ganz uufgregt häd de Sandro dä Gedanke fertig gspunne: „Denn hett ich mit mim chliine Liecht s’Dunkel a ganz villne Ort verdrängt!“ – „Das isch e wunderbari Idee“ häd s’Mami gseit „aber jetzt isch würkli Ziit zum pfuuse. Träum schön.“

Grad wo s’Mami d’Türe vom Chinderzimmer häd welle zuezieh, häd si de Sandro bim iischlafe no ghöre murmle: „Und mit jedere Cherze woni verschänke, wird‘ ich öpperem es Lächle schänke.“

S’Mami isch stah blibe und häd glächlet.

S’Original vo de Christine Sinnwell-Backes, uf Mundart umgschribe und liecht aapasst für d’St. Niklausgsellschaft Dietikon vom Pius, Nov. 2022

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