Vor langer, langer Zeit lebte einmal ein kleiner Stern. Er war soooo winzig, dass die Menschen auf der Erde ihn nur dann sahen, wenn der Himmel ganz klar war und die grossen Sterne prächtig leuchteten. Von allen, die auf der Erde wohnten, ahnte jedoch niemand, mit welcher Verzweiflung der kleine Stern kämpfte.
So sehr er sich auch putzte, wie gross auch seine Mühe war … er leuchtete immer nur ein wenig. Manchmal blinzelte er zu den grossen Sternen hinüber, um herauszufinden, warum sie so hell leuchteten. Ach, könnte er doch auch so strahlen! Er fand keine Antwort auf seine Fragen, und so wurde er immer trauriger. Manchmal, wenn keiner es sah, weinte er auch ein wenig.
So traf ihn die Sonne auf ihrem täglichen Weg. Mit ein paar besonders warmen Strahlen trocknete sie seine Tränen ab und sagte: „Kleiner Stern, freu dich doch, dass du da bist“ – „Aber ich bin doch soo klein und leuchte nur wenig“ antwortete der kleine Stern. Die Sonne hatte keine Zeit für lange Gespräche. Sie zog weiter, weil noch viele auf ihre Wärme warteten. So blieb der kleine Stern allein zurück und er war vor allem sehr, sehr traurig.
So fand ihn der Mond auf seiner nächtlichen Reise. Er fragte ihn: „Warum bist du so traurig, kleiner Stern?“ Erschrocken blickte der Stern zur Seite. Doch der Mond schaute ihn so freundlich an, dass er beschloss, seinen Kummer zu erzählen … er sprach von seinen Sorgen, seinen quälenden Gedanken und seinen heimlichen Wünschen. Während der ganzen Zeit hatte ihn der Mond nicht ein einziges Mal unterbrochen. Und auch jetzt – der kleine Stern schwieg schon lange – zeigte der Mond keine Reaktion. Dann endlich begann er zu reden:
„Sieh mal, kleiner Stern, bei uns am Himmel ist es wie bei den Menschen auf der Erde – auch sie leuchten verschieden. Manche siehst du schon von weitem, doch wenn du selber neben ihnen stehst, wird dir plötzlich kalt. Und dann gibt es welche, da musst du schon genau hinsehen, damit du nicht an ihnen vorbeigehst. Wieder andere leuchten auf ganz sonderbare Art und Weise. Es ist nicht das Licht, sondern die Wärme, die leuchtet. Und so verschieden sie auch sind, eines haben sie gemeinsam: sie brauchen einander! Der grosse Mensch den Kleinen, der Kühle den, der Wärme gibt …. Unser Sternenhimmel wäre nicht vollkommen, wenn es dich, kleiner Stern, nicht gäbe!“
Plötzlich verstand der kleine Stern. Entschlossen wischte er sich die Tränen ab, reckte sich und fühlte sich auf einmal unendlich wichtig. Under er strahlte. Er wurde zwar immer noch nicht heller als vorher, aber was machte das schon?
Der kleine Stern war glücklich!