Der kleine und der grosse Samichlaus

Original vom 3. Dezember 2013 von Elke (© Elke Bräunling)

Der kleine und der große Nikolaus * Elkes Kindergeschichten

Anna spielt Samichlaus. Sie zieht Mamas rote Jacke an und krempelt die Ärmel hoch. Einen weissen Bart hat sie aus Watte und Klebestreifen gebastelt. Nun noch die rote Mitra (so heisst der Hut vom Samichlaus), die Stiefel und der Sack, der eigentlich ein Turnbeutel ist, und fertig ist der Anna-Samichlaus.

“Eine Rute brauche ich nicht”, sagt Anna. “Ich bin ein lieber Samichlaus.”

“Schön”, meint Mama, “und was macht ein lieber Samichlaus?”

Anna kichert und geht zur Tür. “Dem Samichlaus helfen. Ist doch klar!”

“Aha”, sagt Mama, “und wenn dir unterwegs der echte Samichlaus begegnet?”

Anna grinst. “Der wird einen schönen Schrecken kriegen!”, sagt sie und macht sich schnell aus dem Staub.

Auf der Strasse ist es heute irgendwie anders. Weil Samichlaustag ist?

Und weil sich Anna heute auch so irgendwie anders fühlt, fängt sie den Chlause-Marsch an zu singen:

“Ju-pi-da, de Samichlaus isch da, ju-pi-di, er zieht durs Städli ii»

Die Leute schmunzeln über den kleinen Samichlaus. Sie greifen in ihre Einkaufstaschen und füllen Annas Turnsack mit Schokolade, Zeltli, Nüssen, Orangen und anderen leckeren Dingen.

Als es dämmert, denkt sie wieder an Mama, die daheim auf sie wartet.

“Au weia!”, murmelt Anna und saust los. Sie beeilt sich mit ihrem schweren Turnsack auf ihrem Rücken. Gleich hat sie es geschafft. Die Kurve noch, dann…!

Da, plötzlich, rempelt sie gegen einen seltsamen, rot-weiss gekleideten Kerl.

“Hoppla!”, sagt der Rotweisse.

“Ho-ho-hoppla”, stottert Anna und starrt auf den Fremden mit einem roten Mantel, einer Mitra und einem weissen Lockenbart. Aaaber das ist doch d-d-der Samichlaus…!?

“Wer bist du denn?”, fragt da der Fremde auch schon.

Anna erschrickt. “D-d-der Samichlaus”, flüstert sie.

“Soso”, brummt der Fremde. “Du bist also der Samichlaus! Das trifft sich gut. Sag, Samichlaus, möchtest du mich begleiten?” Er deutet auf das Haus, in dem Anna wohnt. “Hier wartet die kleine Anna nämlich schon auf uns!”

Was nun? Anna möchte weglaufen, doch da nimmt sie der Samichlaus an der Hand.

“Los”, sagt er freundlich.

Annas Eltern staunen nicht schlecht, als zwei Samichläuse vor ihnen stehen.

“Anna ist nicht da”, sagen sie. “Tut uns leid.”

“Waaas?”, fragt der Samichlaus. “Anna ist nicht da?”

Er wendet sich zum Anna-Samichlaus. “Was machen wir denn nun?”

“P-pech für Anna!”, sagt Anna kleinlaut.

Was soll sie tun? “Ich-bin-Anna!”, rufen? Vielleicht würde der Samichlaus böse sein? Aber wenn sie nichts sagt, würde er wieder gehen mit den Geschenken in seinem Sack! Das will Anna auch nicht. Es ist zu dumm! Sie überlegt. Dann hat sie eine Idee:

“Die zwei da”, sagt sie und deutet auf ihre Eltern, “freuen sich riesig auf Geschenke. Auch wenn sie schon erwachsen sind!”

Der Samichlaus ist ein wenig überrascht. “Meinst du?”

“Bestimmt!”, sagt Anna, und ihre Eltern nicken eifrig mit den Köpfen.

“Aber klar!”, rufen sie.

“Prima!”, sagt der kleine Anna-Samichlaus. “Aber zuerst müsst ihr uns ein Lied vorsingen!”

Annas Eltern gucken erst ein bisschen komisch, dann fangen sie an zu singen:

Ganz schön komisch klingt dieser Gesang, und die beiden Samichläuse müssen lachen.

“Singen wir nicht gut genug?”, fragt Papa ängstlich.

“Doch, doch!”, sagt der Anna-Samichlaus grossmütig. “Wir lachen nur, weil…” Sie weiss nicht mehr weiter.

“… weil uns euer Lied so sehr freut!”, sagt da der grosse Samichlaus schnell.

Dann packt er seinen Sack aus. Tolle Sachen legt er auf den Tisch: Schokolade, Lebkuchen, Nüsse, Zimtsterne, ein Bilderbuch und Farbstifte.

“Ohh”, rufen Annas Eltern. “Danke, lieber Samichlaus!”

“Ohh”, ruft auch der kleine Anna-Samichlaus. “Danke, danke!”

Dann packt Anna ihren Turnbeutel-Sack aus und legt ihre Gaben daneben.

Da freuen sich die Eltern noch mehr.

“Nun müssen wir aber gehen”, sagt da der grosse Samichlaus schnell. “Andere Kinder warten auf uns. Schade, dass Anna nicht da gewesen ist.”

“Ja”, sagen die Eltern.

“Ja”, sagt auch der Anna-Samichlaus. “Wirklich schade!”

“Na dann!”, brummt der Samichlaus. “Gehen wir!”

“Nein”, meint Anna und muss auf einmal kichern. “Geh du schon mal voraus! Ich warte auf die arme, kleine Anna!”

Hinweis

Diese Geschichte wurde von der St. Niklausgesellschaft Dietikon bearbeitet. Wir passen unsere Chlaus-Geschichten jeweils für die jährliche Aktion an. Dabei gehen die Original-Rechte manchmal verloren.

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